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Konzertlesung: "Es ist geschehen, und folglich kann es auch wieder geschehen"

Am Ende eines eindrücklichen und bewegenden Lesekonzertes wendet sich der Schauspieler Roman Knižka noch einmal direkt an das Publikum im Saal des Neuen Theaters. "Es ist geschehen, und folglich kann es auch wieder geschehen", zitiert er noch einmal den italienischen Schriftsteller und Auschwitz-Überlebenden Primo Levi, desssen Worte dem Abend den Titel gegeben hatten. Gerade in diesen Zeiten lohne es sich, darüber neu nachzudenken, so Knižka. Zuvor hatte er die zahlreichen Besucherinnen und Besucher gemeinsam mit dem Bläserquintett Opus 45 auf eine besondere Zeitreise mitgenommen.

Ausgehend vom Schwur von Buchenwald geht es an diesem Abend um die Schändung der Kölner Synagoge im Jahr 1959, das Attentat auf Rudi Dutschke, das Oktoberfestattentat in München, die Pogrome von Solingen und Rostock, die rechtsextremen Terrorakte des NSU, den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke bis hin zum Anschlag auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober. Schlaglichtartig beleuchtet das Programm einschneidende Ereignisse in der Entwicklung der extremen Rechten seit der Gründung der Bundesrepublik.

Den musikalischen Kommentar, stellenweise auch Kontrapunkt zur Lesung, bilden dabei große Werke der Bläserquintett-Literatur von Paul Hindemith, Pavel Haas und György Ligeti – drei Komponisten, die zu Opfern von Holocaust und nationalsozialistischer Diktatur wurden. Auch der Termin für das Lesekonzert, das von der Landeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem nt gestaltet wurde, ist mit dem 9. November bewusst gewählt. Am Jahrestag der Reichspogromnacht und einen Monat nach dem Anschlag von Halle soll damit an die zahlreichen Opfer rechter Gewalt erinnert werden. Insgesamt seien in der Bundesrepublik nach den verschiedenen Statistiken fast 200 Menschen durch Rechtsetxtreme ums Leben gekommen, sagt Roman Knižka. "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben."