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Gedenken an die Pogromnacht in Halberstadt: „Cohn, Crohn und Wagner“

Es war eine beeindruckende Präsentation bei der gemeinsamen Gedenkveranstaltung der Moses-Mendelssohn-Akademie und der Landeszentrale für politische Bildung, mit der am 9. November an die Pogromnacht 1938 in Halberstadt erinnert wurde und zu der mindestens 300 Besucher gekommen waren. Dabei wurde zugleich ein besonderes Stück Halberstädter Stadtgeschichte aufgegriffen.

Vor gut 100 Jahren fanden auf Initiative des Arztes Hans Kehr (1862-1916) Wagner-Festspiele in Halberstadt statt. Da für die Aufführung der Musik Wagners große Klangkörper notwendig waren, entstand das Halberstädter Symphonieorchester. Dieses Jubiläum wird 2019 begangen.

Die jüdischen Bürger der Stadt beteiligten sich damals aktiv an der Realisierung der Wagner-Festspiele und setzten eigene Akzente. So finanzierte die Unternehmerfamilie Hirsch das Theatergestühl für die Aufführungen. Die Sozialdemokraten Paul Crohn und Willi Cohn machten kostenlose Wagner-Aufführungen für Arbeiter möglich.

Um an dieses Kapitel der Stadtgeschichte zu erinnern, erarbeiteten Schülerinnen des Gymnasiums Martineums eine Textcollage aus Memoiren und Presseberichten. Der Filmemacher Alexander Kluge produzierte für die Moses-Mendelssohn-Akademie im Kontext des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projekts „Die Macht der Musik“ sogenannte „Minutenopern“ zum Thema „Jüdische Komponisten und das Jüdische in der Musik“. Während die Schülerinnen und Schüler bei der Gedenkveranstaltung an den Steinen der Erinnerung ihre Textcollage vortrugen, wurden drei solcher „Minutenopern“ auf die Wand des Halberstädter Doms projiziert.

Übrigens: Wer bei der Vorführung der „Minutenopern“ am 9. November nicht dabei sein konnte, hat ab Dezember die Möglichkeit, sie auch in der Halberstädter Klaussynagoge zu sehen.