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„Was kommt nach dem Kalifat?“ – Fachtag thematisierte neue Herausforderungen in der Islamismus-Prävention

Die bundesweiten Aktionstage „Netzpolitik und Demokratie“ der Landeszentralen für politische Bildung und der swap:NETZKULTUR 2019 gaben am 15.11.2019 den Rahmen zur Diskussion einer der Zukunftsfragen unserer Generation: Die Zukunft der Arbeit im digitalen Wandel. Visionen einer ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Zukunft ohne Arbeit treffen auf Ängste vor Massenarbeitslosigkeit und dem Zusammenbruch des Sozialstaates.Gemeinsam diskutierten:

  • Thomas Wünsch (Staatssekretär, Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt)
  • Dr. Petra Sitta (Mitglied des Bundestages, Die Linke)
  • Petra Uhlmann (Netzwerk Grundeinkommen in Sachsen-Anhalt)
  • Nicolas Guenot (Konzeptwerk Neue Ökonomie, Leipzig)
  • Dr. Stefanie Janczyk (Vorstand IG Metall) musste aus terminlichen Gründen ihre Teilnahme kurzfristig absagen.

Gemeinsam diskutierten die Gäste u.a. ob es eine Welt ohne Erwerbstätigkeit geben kann. Die Besucher im Café Koffij erlebten keine Technologielastige Debatte sondern einen Gedankenaustausch zu gesellschaftliche Konfliktlinien unter dem Einfluss des digitalen Wandels. Herausforderungen, Möglichkeiten und Grenzen politischer Steuerungsfähigkeit standen im Zentrum des Abends.Bereits bei den Eröffnungsstatements der Teilnehmenden wurde deutlich, dass keiner der Anwesenden an eine Zukunft ohne Arbeit glaubt. Nicht jede Tätigkeit, nicht jeder Beruf kann und soll durch KI, Robotik und Co. ersetzt werden. Dabei unterscheiden sich jedoch die Auswirkungen auf einzelne Berufsfelder und Arbeitsbereiche sowie auf Strukturen und Prozesse unternehmerischen Handelns.Erwerbstätigkeit, so Thomas Wünsch, sei kein Auslaufmodell. Die Möglichkeiten der Digitalisierung werden zur Entwicklung neuer Berufe führen; der Arbeitsmarkt sich strukturell verändern. Damit dieser Prozess erfolgreich gestaltet werden kann, bedarf es sowohl staatlicher Investitionen in digitale Infrastruktur als auch vielfältige Qualifizierungs- und Unterstützungsangebote.

Petra Sitte ergänzte, dass Unternehmen mit neuen Arbeitszeitmodellen und durch die Nutzung der technologischen Möglichkeiten in diesem Veränderungsprozess angekommen seien und dieser nun gestaltet werde müsse. Dabei warf sie die Fragen auf, wie Verteilungsgerechtigkeit und Arbeit zukünftig aussehen könnten und wie dieser Übergang durch Gesellschaft und politische Interessenvertretungen gestaltet werden kann. Aktuell gäbe es dazu kaum Einigkeit im politischen Diskurs.

Die Bedeutung von Arbeit im Sinne von Erwerbstätigkeit werde sich, so Petra Uhlmann, aufgrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation verändern. Sie zeichnete das Bild einer Tätigkeitsgesellschaft, in der gesellschaftliches und soziales Engagement mit häuslichen Tätigkeiten an Bedeutung gewinnen können. Um dies solidarisch zu gestalten bedarf es jedoch anderer sozialstaatlicher Sicherungsinstrumente. Mittels des bedingungslosen Grundeinkommen könntenChancengerechtigkeit und Teilhabe aller ermöglicht und individuelle Zukunftsängste gemildert werden.

Die Vision vom Ende einer fremdbestimmten Form von Arbeit und individueller Selbstermächtigung teilte auch Nicolas Guenot. Digitalisierung wirke sich auf materieller, gesellschaftlicher und kultureller Ebene aus. Sie umfasse verschiedene ökologische, nachhaltige und soziale Aspekte, welche in diesem Veränderungsprozess diskutiert werden müssten. Neue Antworten auf Fragen nach einem guten Leben und guter Arbeit seien notwendig. Doch wer gestaltet diesen Prozess und wer ist eingebunden?

Das Primat der Politik, National-, Sozial– und Rechtsstaat werden—so herrschte Einigkeit unter den Teilnehmenden—neu und anders herausgefordert. Unsere Gesellschaft befinde sich in einem Prozess, der nicht von hinten geplant werden kann. Ein Prozess, der für und von Menschen gestaltet werden muss, um nicht zur neuen sozialen Frage zu werden. Dafür bedarf es positiver Zukunftsvisionen und eines Bewusstseins für andere Perspektiven und Bedarfe. Auch wenn aktuellnoch Netzausbau und Infrastruktur im Fokus der Betrachtung stehen, sollten Ziele einer demokratischen und gemeinwohlorientierten Gesellschaft bereits heute den Referenzrahmen für die Entwicklung der digitalen Zukunft bilden.