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"30 Jahre nach der friedlichen Revolution: Neue Gräben zwischen Ost und West?"

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hat die Deutschen in Ost und West dazu aufgerufen, gegenseitig mehr Respekt zu zeigen. "Die Leute im Osten können stolz darauf sein, was sie geleistet haben", sagte der frühere Bürgerrechtler und Journalist am 16. Oktober bei einer Veranstaltung im Rahmen des DDR-Geschichtsprojektes der Landeszentrale für politische Bildung unter dem Motto "30 Jahre nach der friedlichen Revolution: Neue Gräben zwischen Ost und West?" in der voll besetzten Stadtbibliothek in Magdeburg. "Hier brauchen wir mehr Respekt vor den Biografien in der DDR." Das bedeute jedoch nicht, die Vergangenheit einfach abzustreifen. Zugleich fragte er, wer denn heute definieren könne, was ostdeutsch ist. "Was ist zum Beispiel mit einem Westdeutschen, der zum Studium in den Osten gegangen ist und inzwischen seit 20 Jahren hier lebt und arbeitet?"
Im Blick auf die deutsche Einheit sagte Jahn weiter, dass es sich dabei um einen Prozess handele, der nicht abgeschlossen ist. Es sei allerdings vielfach subjektiv, ob man hier die Gräben betonen wolle. Das habe mitunter nichts mit Ost und West zu tun, sondern mit Respektlosigkeit. Als ein weiteres "Grundübel" bezeichnete er in den Ost-West-Debatten die Pauschalisierungen. So habe es in der DDR sehr unterschiedliche Lebenswege gegeben, die sich nicht über einen Kamm scheren ließen. Auch hier wünsche er sich mehr Respekt.
In dem Gespräch mit dem Journalisten Bastian Wierzioch ging Jahn zudem auf seine ganz persönliche Geschichte nach der Ausbürgerung im Jahr 1983 und seine Arbeit als Journalist ein. Es sei damals für ihn nicht einfach gewesen im Westen anzukommen, so der Bundesbeauftragte. Erst durch die Aufgabe, den Kontakt zwischen der DDR-Opposition und den Medien in der Bundesrepublik zu halten, sei er etwas versöhnt worden. "Aber die Freiheit war nur eine halbe Freiheit, solange die Mauer stand."