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Junge Menschen gestalten Demokratie

Planspiel-Reihe der Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen der Kampagne
„Demokratie stärken – Du bist Politik“

Experimentell politisches Handwerk lernen

Wie lernen junge Menschen, wie die Demokratie in Sachsen-Anhalt funktioniert und wie können sie diese selbst mitgestalten? Dies stand im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe des Politischen Bildungsforums Sachsen-Anhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Eingebettet in das landesweite Programm „Demokratie stärken – Du bist Politik“ fanden diese 2016 an fünf Schulen in Sachsen-Anhalt (Halberstadt, Staßfurt, Magdeburg, Zerbst sowie Bernburg) mit insgesamt 325 jungen Erwachsenen statt. Der Titel Planspiel „Wir gestalten Demokratie“ verdeutlicht (jeweils 2 Module), dass es uns um einen partizipativen Ansatz ging. Das dritte Modul des Projektes beinhaltete Exkursionen in die Landeshauptstadt Magdeburg. Sie verknüpften den Besuch politischer und geschichtsträchtiger Orte in der Stadt mit dem Besuch des Landtages von Sachsen-Anhalt. Bewusst haben sich die Veranstalter für Jugendliche der drei Schultypen entschieden, da es dort unterschiedliche Grundkenntnisse zu Politik gibt und gerade hier auch eine besondere Herausforderung lag.

Das Konzept wurde vom Magdeburger Politikwissenschaftler Giorgi Doinjashvili im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung und in Abstimmung mit dem Team des Politischen Bildungsforums Sachsen-Anhalt entwickelt. Gemeinsam mit dem Dresdner Politikwissenschaftler Christian Heiko Zache wirkte Doinjashvili in den Modulen als Trainer. Wichtigstes Ziel war es, der auch unter jungen Menschen verbreiteten Politikverdrossenheit und dem politischen Desinteresse entgegen zu wirken und interessant und anschaulich über politische Abläufe zu informieren. Im Mittelpunkt standen Strukturen und Verfahren sowie Entscheidungsprozesse im Landtag von Sachsen-Anhalt.

Im Vorfeld der Landtagswahl (13.03.2016), aber auch langfristig für künftige Urnengänge, galt es zudem, einen Beitrag zur Verbesserung der Wahlbeteiligung insbesondere junger Menschen zu erreichen.

Das Planspiel bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch eigenes Erleben einen lebendigen Zugang zu Themenfeldern, die ihnen bisher verschlossen blieben bzw. die sie als trocken, zu komplex und langweilig empfanden. Es förderte das Selbstbewusstsein sowie die Fähigkeit, sich selbstständig zu orientieren, selbstständig zu handeln und eigene Interessen zu vertreten. Vor allem weckte das Planspiel das Verständnis für komplexe politische Inhalte und stärkte das Interesse an politischen Abläufen und politischer Partizipation. Die jungen Erwachsenen schlüpften in die Rolle von Landtagspolitiker/innen und konnten so experimentell erfahren, wie politische Probleme angegangen, verhandelt, kommuniziert und eine Lösung herbeigeführt wird.

Modul 1 des Planspieles simulierte den Weg der Gesetzgebung am Beispiel eines Politikfeldes (Bildungspolitik: Ausstattung von Schulen mit moderner Technik). Im Modul 2 standen die Findung einer Koalition nach der Wahl sowie die Besetzung der wichtigsten politischen Ämter aufgrund der bei der Wahl erreichten Mehrheitsverhältnisse im Blickpunkt. Beide Teile orientierten sich dabei so nah wie möglich an der politischen Realität. Das Ergebnis war dabei offen: Ob ein Gesetz am Ende verabschiedet wurde und was genau dessen Inhalt war, bestimmten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch ihre Verhandlungen und Abstimmungen ebenso selbst wie die Mehrheitsfindung und Koalitionsbildung. Der jeweilige Teilnehmerkreis wurde analog zu einem Parlament aufgeteilt – jeweils im Verhältnis gemäß dem tatsächlichen Zuschnitt des Landtages von Sachsen-Anhalt. Die Fraktionen entsprachen dabei nicht den tatsächlichen Parteien orientierten sich aber an deren aktueller Programmatik. So gab es bei den Planspielen beispielsweise Abgeordnete der Demokratischen Partei (DP) oder der Sozialen Gerechtigkeitspartei (SGP)

Für die Teilnehmenden galt es, politische Positionen zu vertreten und zu lancieren, die oftmals gar nicht der persönlichen Einstellung entsprachen. Zudem war es schnell notwendig, innerhalb der „Fraktionen“ wichtige Strukturen zu schaffen und den Vorsitzenden, seinen Stellvertreter sowie Sprecher/Verhandlungspartner zu bestimmen. In den Verhandlungen stand die Aufgabe, Kompromisse zu finden: Wo ist eine Annäherung möglich und wo prallen die Meinungen so aufeinander, dass eine Koalition nicht denkbar erscheint? Die jugendlichen Teilnehmer nahmen die Aufgabe sehr ernst und zum Teil wurden die Gespräche sehr professionell geführt. Nach intensiven Debatten kam es dann zur geheimen Abstimmung. Zwar wurde in allen Fällen ein Gesetz verabschiedet, aber die Ergebnisse unterschieden sich an den einzelnen Schulen deutlich.

Auch wurden an allen mitwirkenden Schulen eine regierungsfähige Mehrheit gefunden, ein Landtagspräsident und ein Ministerpräsident gewählt sowie bestimmt, welche Ministerien von welcher Partei übernommen werden. Dies stand jeweils im Blickpunkt des zweiten Moduls des Planspieles, welche erst nach der aktuellen Landtagswahl und anhand der konkreten Ergebnisse durchgeführt wurde. Hier setzten wir auch gezielt auf Faktenvermittlung. Bei den „Sondierungsgesprächen“ mit Vertretern der anderen Parteien stand die Suche nach Kompromissen im Mittelpunkt – daneben gab es aber auch Themenfelder, die eine Koalition unmöglich werden ließen. In einer zweiten Verhandlungsrunde sprachen die Vertreter der Partei nur noch mit dem möglichen zukünftigen Koalitionspartner. Den Abschluss bildeten dann geheimen Abstimmungen über mögliche Koalitionsbildungen. Es wurden jeweils unterschiedliche Ergebnisse erzielt und die „Regierung“ stets aus anderen Parteien in einer Koalition gebildet. Mit der Koalitionsmehrheit erfolgten dann die Wahl des jeweiligen Landtagspräsidenten und Ministerpräsidenten.

Pädagogische Ergänzung durch Exkursionsmodul

Während der Exkursionen besuchten die Teilnehmenden den Landtag von Sachsen-Anhalt, führten Gespräche mit Abgeordneten und unternahmen eine Stadtrundfahrt mit Besichtigung politischer Institutionen und historischer Orte. Als Abgeordnete des Landtages wirkten Florian Philipp, Andreas Schumann und Tobias Krull von der CDU-Fraktion sowie Dr. Falko Grube und Andreas Steppuhn von der SPD-Fraktion an den Gesprächen mit. Gesprächspartner waren ebenso einige Wahlkreismitarbeiter. Die Gesprächspartner sprachen über ihr politisches Engagement, ihre Grundwerte sowie die konkreten Aufgaben von Landtagsabgeordneten. Über Fragen wurde gemeinsam diskutiert.

So: Warum haben sich die Abgeordneten entschieden, politisch aktiv zu sein? Wohin kann sich der Bürger wenden, wenn er ein Anliegen hat und wie wird dies im Landtag gelöst? Welche Mitwirkungsmöglichkeit gibt es insbesondere für junge Menschen? Wo und wie kann man mit Politikern ins Gespräch kommen? Was denken die Abgeordneten über die aktuelle politische Situation? Welche Lösungswege befürworten sie in der Flüchtlingskrise?

Die Abgeordneten betonten, „dass sie die Aufgabe haben, mit allen Fraktionen sachlich zusammen zu arbeiten, um das Bundesland Sachsen-Anhalt gemeinsam nach vorne zu bringen und dass sie bereit sind, Kompromisse zu schließen, dabei die eigenen Grundwerte aber immer verteidigen müssen“.

Ausblick

Das Planspiel „Wir gestalten Demokratie“ führt das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. auch im Jahr 2017 mit jungen Erwachsenen in Sachsen-Anhalt durch. Zudem wurde nach dem Vorbild von „Wir gestalten Demokratie“ unter dem Titel „Europäisches Parlament im Einsatz“ ein weiteres Planspiel zur EU-Nachbarschaftspolitik bzw. zur EU-Flüchtlingspolitik entwickelt, welches die Arbeit des Europäischen Parlaments darstellt. Im November 2016 wurde es unter Mitwirkung der Europa-Abgeordneten Sven Schulze und Arne Lietz in Magdeburg erstmals ausgerichtet. Es wird ebenfalls fortgesetzt.

Infobox - Das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt -

Das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt ist für die politische Bildungsarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Sachsen-Anhalt zuständig. Seit 1993 ist die Konrad-Adenauer-Stiftung in unserem Bundesland aktiv. Im Juni 1997 nahm sie ihre Tätigkeit im Bildungszentrum Schloss Wendgräben (Landkreis Jerichower Land) auf.

Im Dezember 2014 bezog das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt seine Büroräume in der Landeshauptstadt Magdeburg. Wir jährlich zu ca. 150 Veranstaltungen der politischen Bildung ein in Sachsen-Anhalt ein. Seminare, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, Workshops, Autorenlesungen, Ausstellungen – sowohl im öffentlichen Raum als auch an Schulen – sind dabei das Arbeitsformat.

Neben grundlegenden und aktuellen bundes- bzw. landespolitischen Themen widmen wir uns insbesondere europapolitischen Fragestellungen (im Rahmen des Europe Direct Informationszentrums Magdeburg), der Aufarbeitung von Diktaturen (u.a. in der ehemaligen DDR) sowie den Gefährdungen durch politischen Extremismus.

Das Veranstaltungsangebot steht allen Interessenten offen.
KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG
POLITISCHES BILDUNGSFORUM SACHSEN-ANHALT
Franckestraße 1
39104 Magdeburg
Tel. +49 391-520887-101
Fax +49 391-520887-121
kas-sachsen-anhalt(at)kas.de