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Mehrgenerationenhäuser - auch Orte des politischen Dialogs

Geht man auf die Website www.mehrgenerationenhaeuser.de dann erhält man die Information, dass es in Deutschland derzeit 545 dieser Modellhäuser gibt. Schon die Zahl allein flößt Personen der sozialen oder soziokulturellen Arbeit Anerkennung ein – und das zurecht. Seit zehn Jahren werden diese Häuser in allen Landkreisen gefördert, in unserem Bundesland sind es aktuell 22. Die Besonderheit aller Häuser besteht darin, dass jedes einzelne von ihnen ein Unikat darstellt. Unterschiedlichste Träger, verschiedene Zielgruppen, Vielfalt der Angebote und Dienstleistungen, eine große Differenziertheit der Rahmenbedingungen und ihrer Vernetzung mit Politik und Verwaltung. Ohne Letztes geht es nicht und die Häuser hätten auch langfristig keine Perspektive.

Dabei sind die Häuser auf sehr unterschiedlichen Politikebenen vernetzt, bzw. bemühen sich sehr engagiert darum, diese auszugestalten und zu vertiefen. Bundespolitisch hängen diese Prozesse sehr mit der Modellförderung durch das zuständige Bundesministerium (BMFSFJ) zusammen. Die Bundestagsbeschlüsse zur flächendeckenden Weiterförderung und Etablierung der MGH`s resultieren auch daraus, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages sich vom Leistungsprofil ihrer jeweiligen Häuser in den Wahlkreisen ein gutes Bild machen konnten und können. Die Entscheidung des Deutschen Bundestages basiert daher nachweislich auch sehr auf dem politischen Dialog der Abgeordneten mit dem Wählerpotenzial in den Einrichtungen und umgekehrt.

Landespolitisch ist die Zusammenarbeit der Mehrgenerationenhäuser mit den Abgeordneten der Fraktionen des Landtages von Sachsen-Anhalt ebenfalls gut entwickelt und hat seine Wirkungen. Auch ohne jeglichen direkten Förderhintergrund durch das Land Sachsen-Anhalt sind die Kontakte mit den Abgeordneten zielführend und bei vielen Häusern schon langjährig und vertrauensvoll. Oftmals sind die Abgeordneten der Fraktionen als Patin oder als Pate direkt an der Seite der Modellhäuser und unterstützen deren Entwicklung in einem wechselseitigen Prozess.

Regional- und kommunalpolitisch sind die Mehrgenerationenhauses in ein engmaschiges Netz von Gremien, Ausschüssen und Arbeitskreisen eingebunden. Das Förderkonzept bindet diese Politikebene direkt in den Kooperationsalltag der Häuser ein. Dabei stellt jedoch die finanzielle Unterstützung aus kommunalen Haushalten nur die eine Seite der Zusammenarbeit dar. Fachlich ist der Alltag des politischen Dialoges mit den Kommunalpolitikern eine Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes Mehrgenerationenhäuser. Alle unsere Modellhäuser in den Regionen von Sachsen-Anhalt leiten die Angebote, Dienstleitungen, Netzwerkpartnerschaften oder Modellprojekte aus den jeweiligen kommunalpolitischen Leitlinien ab. Wahlen, wie die des Landtages 2016, sind deshalb für die Mehrgenerationenhäuser immer auch Standortbestimmungen und Orientierungen für die Beibehaltung oder Veränderung ihres Konzeptes.

In die Landeskampagne Demokratie stärken – Du bist Politik hatten sich die Häuser deshalb frühzeitig und sehr eigenständig mit Vorhaben eingeordnet. Sie nutzten auf der Ebene der bestehenden Patenschaften, Kooperationen oder Arbeitskontakte die Gelegenheit, für die unterschiedlichsten Ziel- und Nutzergruppen sehr verschiedene Dialogformate anzubieten. Sie orientierten sich an zielgruppenspezifischen Erwartungen, bekannten Problemlagen der Regionen und ließen Raum für Themenfindung in den Formaten. In der Zusammenfassung der vielfältigen Veranstaltungen lassen vor allem folgende Formen des politischen Dialogs zusammenfassen:

  • Gesprächsforum (mit Vertretern verschiedener Politikebenen)

  • Stammtisch: Politik (Landes- und Kommunalpolitik gemeinsam)

  • Begegnungen vor Ort (Landes- und Kommunalpolitik gemeinsam)

  • Beruf: Politiker (Landespolitik)

  • „Politikfrühstück“ (Landespolitik)

Diese Veranstaltungen hatten mehrheitlich Erwachsene als Interessenten, von denen mehrheitlich ältere Menschen waren. Die Jugend als Zielgruppe wurde in den politischen Dialogen dort erreicht, wo Mehrgenerationenhäuser im Rahmen von Projekten oder Kooperationen junge Leute als Nutzer hatte oder vom Profil her, ein Mehrgenerationenhaus mit dieser Hauptzielgruppe war. Die Nutzung des Wahl-O-Mat oder die Beteiligung an den Dialogforen – Kritik erwünscht, sind nur zwei Beispiele aus der Kampagnepraxis in den Regionen.

Neben der Eigenständigkeit der Vorbereitung, Durchführung und auch der Auswertung der Veranstaltungen hatten sich die Häuser in unserem Bundesland bereits im Frühjahr 2016 darauf verständigt, die dem Frage- und Diskussionsraum besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Wahlprogramme und Profile von Politikern sollten nicht erzählend vorgestellt werden, sondern sollten Teil der Antworten auf Fragen bzw. Themendiskussionen sein. Wähler und Bürger als Zielgruppen der Kampagne sollten sich ihrer Rolle bewusst werden und das Diskussionsforum als Instrument für die Wahlentscheidung verstehen.

Das Fazit unseres Netzwerkes der Mehrgenerationenhäuser nach der Landtagswahl 2016 war mehrheitlich, dass die Wahl als persönliche Entscheidung aber durchaus den Kontakt mit Vertretern der Politik auf allen Ebenen braucht. Die Orte, an denen dieser politische Dialog stattfinden kann, sind sehr verschieden. Mehrgenerationenhäuser sind nachweislich auch ein sehr guter, zuverlässiger und niedrigschwelliger Ort. Und das für alle Generationen.

Autor: Peter Wetzel

Infobox I - Modellprogramm Mehrgenerationenhäuser 2017 -

Am 1. Januar 2017 startete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Es löst das bis Ende 2016 laufende Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser II ab.

Bewährtes bewahren, neue Impulse setzen

Die konzeptionelle Ausgestaltung des Bundesprogramms beruht auf den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Programmbegleitung und der engen Abstimmung mit den Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden. Die Programmplanung zielt darauf ab, Mehrgenerationenhäusern mehr Flexibilität in ihrer Arbeit zu ermöglichen, damit sie ihre Angebote noch besser an den jeweiligen Ausgangslagen und Bedarfen vor Ort ausrichten und Kommunen stärken können.

Mehr zum Thema gibt´s hier

Infobox II - Politikfrühstück -

22 Mehrgenerationenhäuser, erkennbar an ihrem einheitlichen blau-rot-gelben Häuschensymbol (siehe Logo) gehören auch in Sachsen-Anhalt seit Januar 2017 zum Modellprogramm des BMFSFJ. Ein großer Teil der bereits bestehenden und geförderten Einrichtungen in unserem Bundesland nutzen die Wahlvorbereitung dazu, gezielt mit Politikerinnen und Politikern in den Regionen und auf Landesebene in den politischen Dialog zu treten. Den Höhepunkt bildete dabei ein „Politikfrühstück“ in der „Sichtbar“ Magdeburg. Vertreter der Fraktionen im Landtag von Sachsen-Anhalt, aber auch die Justizministerin Prof. Dr. Kolb und Maik Reichel als Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt stellten sich den Fragen der Vertreter aus Mehrgenerationenhäusern sowie deren Trägerorganisationen. Moderiert von Peter Escher (MDR) berichteten die Teilnehmenden von ihren Alltagsaufgaben aber auch Alltagsproblemen, die ohne Unterstützung der Politik auf Landesebene längerfristig nicht zu lösen wären. Ein tragfähiger Kontakt der LAG der Mehrgenerationenhäuser zum Fachministerium im Land wurde trotz Bemühungen der Sprecherhäuser (Halle, Bitterfeld-Wolfen, Merseburg) leider keine Praxis. Unverständlich aus Sicht der Häuser, „da diese für das Land eine unverzichtbare soziale Arbeit auf der Ebene der Kommunen und der Landkreise erbringen, was auch dem Land letztlich zu Gute kommt“ (aus der Diskussion – MGH Merseburg). Es war Konsens aller Beteiligten, dass dieses Defizit in der neuen Legislaturperiode des Landtages von Sachsen-Anhalt behoben werden soll.